Das Psychologiestudium hat nach einer ewigen Sommerpause wieder begonnen und eine der neuen Vorlesungen heisst Verhaltensmedizin. Wie so meistens, konnte ich mir auch unter diesem Titel wenig vorstellen und kümmern tat mich das noch weniger während des Sommers. Doch jetzt, wo ich bereits zwei Vorlesungen dazu hatte, muss ich sagen: „Es ist unglaublich interessant.“ Ja, sogar so interessant, dass ich dir in diesem Blogartikel einen kleinen Einblick geben werde, von dem, was ich alles bereits aus den Erklärungen der Professorin mitgenommen habe. Nicht wirklich erstaunlich, wie so viele Bereiche in meinem Studium, hängt nämlich auch dieses Thema stark mit Mentalem Training zusammen. Für mich war es ein weiterer Hinweis und eine weitere Erkenntnis, wie stark unsere Lernerfahrungen, unsere subjektiven Meinungen und Erklärungen beeinflussen, wie wir uns fühlen und wie wir handeln.

Kannst du dir etwas unter Verhaltensmedizin vorstellen?

Ich konnte mir nichts darunter vorstellen, deshalb werde ich kurz schildern, womit wir es hier zu tun haben.
«Mit der Verhaltensmedizin soll ein Erkenntnisgewinn über körperliche Gesundheit und Krankheit unter Einbeziehung der Verhaltenswissenschaften erreicht werden.» Dabei gilt als Grundannahme: «Die gezielte Einflussnahme auf das Verhalten oder Denken von Menschen führt zu systematischen Veränderungen vegetativer, also unbewussten Reaktionen.»

Ein einfaches aber doch beeindruckendes Beispiel können wir uns anhand der klassischen Konditionierung vor Augen führen. Bei den Versuchspersonen wurde eine Brausetablette, die im Mund ein prickelndes Erlebnis mit sich bringt, gemeinsam mit einer Adrenalininjektion verabreicht. Die Adrenalininjektion führt dazu, dass die natürliche Killerzellaktivität (diese Zellen sind Teil unseres Immunsystems) ansteigt. Die Brausetablette allein hat keinen Einfluss auf die Killerzellaktivität. Da diese beiden Reize jedoch vermehrt gemeinsam erlebt wurden, haben die Versuchspersonen dies in gewisser Weise „gelernt“, jedoch unbewusst. Es liegt schliesslich nicht in unserer Willkür, die Killerzellaktivität zu regulieren. Später wurde nur noch die Brausetablette verabreicht, dabei konnte auch eine erhöhte Killerzellaktivität festgestellt werden. Ist das nicht erstaunlich? Dieses prickeln auf der Zunge kann immunologische Faktoren in unserem Körper beeinflussen. Es würde zu weit gehen, wenn wir sagen, dass eine einfache, womöglich noch süsse und ungesunde Braustablette eine Grippe zum Verschwinden bringen kann. Aber es ist offensichtlich, dass immunologische Faktoren durch Lernerfahrungen beeinflusst werden können.

Zusammenhang mit dem mentalen Training

Das nächste Beispiel soll ein wenig enger im Zusammenhang mit dem mentalen Training stehen. Dazu gehe ich auf eine Studie ein, die sich mit Liegezeit nach einem operativen Eingriff beschäftigt hat. Genauer handelte es sich um Herzchirurgische Patienten, die entweder eine Standard Medizinische Versorgung, eine Gesprächstherapeutische Intervention oder eine Kontrollüberzeugungsintervention bekamen, bevor sie die Operation hinter sich bringen mussten. Bei der Kontrollüberzeugungsintervention hat eine therapeutische Fachperson zwei Stunden per Telefon investiert, um die Selbstkontrollkompetenz des Patienten zu steigern. Wie dies genau verlief, ist für uns an dieser Stelle nicht wichtig. Spannend ist jedoch das Ergebnis. Wer im Vorfeld zwei Stunden an seiner Selbstkontrollkompetenz gearbeitet hat, liegt nach der Operation im Durchschnitt nur ca. 13 Tage im Spital. Jene, die an einer Gesprächstherapeutische Intervention teilnahmen, lagen im Schnitt 14 Tage im Spital und jene, die das Standardprogramm durchliefen, verbrachten nach der Operation ca. 17 Tage im Spital. Doch die Liegezeit ist nicht alles, was deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen beleuchtet. Wer an der Selbstkontrollkompetenz arbeitete, hatte zudem sechs Monate nach der Operation bedeutend weniger Angst, wieder Herzprobleme zu erleiden. Diese Studie verdeutlicht, dass kurze aber gezielte therapeutische Interventionen sehr hilfreich für Patienten sein können, obschon sie an einer offensichtlich medizinischen Erkrankung leiden.

An dieser Stelle möchte ich eine erste Brücke zum mentalen Training schlagen. Unsere Überzeugungen darüber, welche Rolle wir selbst als Person, in einer gewissen Situation spielen, beeinflusst unser Verhalten und unseren Zustand. Im Sport gibt es immer jene Athleten, die ihren Erfolg oder Misserfolg nicht beeinflussbaren Faktoren zuschreiben. Sätze wie: „Der Gegenwind war ein grosses Hindernis eine Bestzeit zu laufen.“ „Der Gegner machte es unmöglich mit einem Sieg aus der Halle zu laufen.“ „Die Kopfschmerzen beeinträchtigen den bestmöglichen Fokus und somit die Trefferquote massgeblich.“ Okey. Das kann alles sein. Das stimmt wahrscheinlich sogar. Aber! Nur WIR haben es in der Hand. Wir können unsere Aufmerksamkeit lenken. Entweder schenken wir unsere ganze Aufmerksamkeit jenen Faktoren, die wir nicht beeinflussen können – dem Wind, dem Gegner und den Kopfschmerzen, oder aber wir lenken sie auf jene Dinge, die wir eben beeinflussen können. So einfach wie das jetzt klingt, ist es in Wirklichkeit natürlich nicht. Die Aufmerksamkeit zu lenken, die Selbstkontrollüberzeugung zu stärken, das alles sind Dinge, die wir nicht von heute auf morgen verändern und lernen können. Jedoch wollen wir uns ganz fett hinter die Ohren schrieben, DASS dies möglich ist und DASS dies erstaunliche Auswirkungen auf unsere Leistung und unser Verhalten haben kann.

Ich könnte noch ewig weiterschreiben, noch mehr Studien aufzählen und versuchen einen Zusammenhang mit dem mentalen Training herzustellen. Jedoch werde ich diesen Blogartikel an dieser Stelle langsam zu Ende bringen. Ich hoffe, dass dies bei dir angekommen ist: Gezielte Interventionen können unglaubliches bewirken. Wir sind unseren Überzeugungen nicht ausgeliefert, sondern es gibt Möglichkeiten, diese anzupassen, zu verändern oder gar neu aufzugleisen. Ob als Therapeut oder als Sport Mental Trainer oder Coach. Es ist interessant, was mit unterschiedlichen Interventionen ausgelöst werden kann. Man muss sich jedoch auf die Reise einlassen können!

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Die Autorin

Name: Lara Maffiew

Beruf: Studentin Psychologie und Erziehungswissenschaften

Website: Mental-Stark4

Motto: «Nimm dein Leben in deine Hand, sonst werden es andere für dich tun»

Trainerin: Bewegtes Brain-Training

Mit viel Spass und Leidenschaft will Lara als Bewegte Brain-Trainerin die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und mithelfen, eine solide Grundlage für ihre Zukunft zu legen. Die Tatsache, dass wir die Struktur unseres Hirns optimieren können, sollten wir nutzen.
Lara liebt es, sich zu bewegen und mit Kindern zu arbeiten und die Kinder lieben Lara – eine Win-Win-Situation also. Schliesslich ist es eine grosse Chance für die Kinder, auf spielerische Art und Weise die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung, den Umgang mit Konflikten, die Merkfähigkeit und das Selbstbewusstsein zu stärken. Dabei sollte auch der Spassfaktor hoch sein, sodass sich die Kinder jede Woche auf neue Herausforderungen freuen.